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Auszeichnung für gezielte Pflege der Gebirgswälder

Die Stiftung Pro Silva Helvetica hat Raphael Schwitter die Kasthofer-Medaille für die Förderung des naturnahen Waldbaus mit nachhaltigen Methoden verliehen. Der langjährige Leiter der Fachstelle Gebirgswaldpflege hat als Fachlehrer am Bildungszentrum Wald Maienfeld und als Kursleiter den naturnahen Gebirgswaldbau weiterentwickelt und geprägt.

01.07.2025

Kasthofer-Medaille

Im Wald oberhalb von St. Margrethenberg bei Pfäfers (SG) erhielt Forstingenieur Raphael Schwitter Ende Mai die Kasthofer-Medaille. Seit 1945 zeichnet die Stiftung Pro Silva Helvetica damit Forstleute aus, die im Sinne des Stiftungszwecks den naturnahen Waldbau mit nachhaltigen Methoden hervorragend gefördert haben. Die Preisverleihung für die gezielte nachhaltige Pflege der Gebirgswälder in Zeiten rascher klimatischer Veränderungen fand nahe des Geburtsorts von Raphael Schwitter statt. Als Mitinitiator und bis zu seiner Pensionierung als Leiter der Fachstelle Gebirgswaldpflege (GWP), als Fachlehrer am Bildungszentrum Wald Maienfeld und als geschätzter Kursleiter prägte er den naturnahen Gebirgswaldbau in der ganzen Schweiz. Nachfolgend drucken wir Ausschnitte aus der Laudatio von Stiftungspräsident Pascal Junod.

«Plenterprinzipien pragmatisch an die Verhältnisse im Gebirgswald angepasst»

«Wer an Plenterwald denkt, denkt in aller Regel an stattliche und naturnahe Produktionswälder, in denen alte dicke Bäume harmonisch im kleinräumigen Miteinander mit jungen und mittleren Bäumen wachsen. Heute stehen wir hier in einem Jungwald, der noch weit weg von dieser Zielvorstellung ist. Es ist ein Wald, der auf innovative Art und Weise gepflegt wurde, um ihn in Richtung eines stabilen, kleinräumig strukturierten, gemischten Bestandes zu entwickeln. Der neuartige Pflegeeingriff der ‹Kammerung› erfordert ein sehr konsequentes, weit vorausschauendes Eingreifen zugunsten der zukünftigen Funktionserfüllung. Er stellt die langfristige Stabilität, die Anpassung an den Klimawandel und den geringen Pflegebedarf vor den maximalen Holzertrag.

Für dich stehen die für den Gebirgswald so wichtige Stabilität und die nachhaltige, naturnahe Erbringung der Waldleistungen im Zentrum. Im Gebirge ist dabei die Schutzfunktion gegen Naturgefahren meistens prioritär. Sie wird mit kleinräumig ungleichförmigen Waldzuständen am besten erreicht. Du hast die Plenterprinzipien pragmatisch an die Verhältnisse im Gebirgswald angepasst. Diese Art des Waldbaus wird unter den Begriffen Gebirgs- oder Gruppenplenterung zusammengefasst. Die Aufgabe der Gebirgswaldbauer besteht darin, den jeweiligen Ausgangsbestand langfristig und schonend in Richtung der Zielzustände zu lenken. Besonders in den Gebirgsnadelwäldern dauert dieser Prozess deutlich länger als ein Berufsleben.

Als Fachlehrer hast du mehrere Hundert Försterinnen und Förster ausgebildet, Fachleute weitergebildet und beraten und als Mitautor, unter anderem der Publikation ‹Nachhaltigkeit und Erfolgskontrolle im Schutzwald› (NaiS), entscheidend zur Weiterentwicklung der Schutzwaldpflege beigetragen. Auch in der Romandie warst du tätig und geschätzt. Mit deinem lateinischen Geist und deinen hervorragenden Französischkenntnissen warst du immer eine inspirierende Brücke zwischen den Sprachregionen. Den so wichtigen Praxisbezug hast du aus den Wäldern der Ortsgemeinde Pfäfers geschöpft, an deren Bewirtschaftung du besonders nach dem Orkan Vivian in den 1990er-Jahren intensiv beteiligt warst.

Entscheidend für deinen Erfolg waren die Praxisnähe, die Beobachtungsgabe, das breite Wissen und sicherlich auch deine angenehme, pragmatische und nie von Hierarchie- oder Prestigedenken beeinflusste Art. Du hast dich stets für den offenen und sachlichen Austausch von Argumenten und Erfahrungen eingesetzt. Dabei hast du das, was du von allen Waldfachleuten erwartet hast, immer auch in höchstem Masse vorgelebt: sich mit grossem persönlichem Engagement für ‹die Sache› einzusetzen – die naturnahe und wirkungsorientierte Pflege der Gebirgswälder zugunsten der Allgemeinheit.»

Pascal Junod

Kasthofer-Medaille, www.pro-silva-helvetica.ch, www.gebirgswald.ch

Schweiz Z Forstwes 176 (4): 227.

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